Max Scheler (1874-1928)
Scheler

«Wer den ordo amoris eines Menschen hat, hat den Menschen. Er hat für ihn als moralisches Subjekt das, was die Kristallformel für den Kristall ist. Er durch-schaut den Menschen so weit, als man einen Menschen durchschauen kann» (M. Scheler, Ordo amoris).

«Wo immer wir von der ehrfurchtslosen […] zur ehrfürchtigen Haltung gegenüber den Dingen übergehen, da sehen wir, wie ihnen etwas hinzuwächst, was sie vorher nicht besaßen; wie etwas an ihnen sichtbar und fühlbar wird, was vorher fehlte: Eben dies „Etwas“ ist ihr Geheimnis, ist ihre Werttiefe. Es sind die zarten Fäden, in denen sich jedes Ding in das Reich des Unsichtbaren hineinerstreckt. […] Das Phänomen des „Horizontes“ und der „Perspektive“ ist nicht nur in den Bezirk des rein Optischen beschlossen. […] Die „Ehrfurcht“ aber ist es, die in der Region der Werte diese Horizontnatur und diesen Perspektivismus unserer geistigen Natur und Welt aufrechterhält. Die Welt wird sofort ein flaches Rechnenexempel, wenn wir das geistige Organ der Ehrfurcht ausschalten. Sie allein gibt uns das Bewusstsein der Tiefe und Fülle der Welt» (Zur Rehabilitierung der Tugend [1913], in: GW III, 26-27).

«Alles primäre Verhalten zur Welt überhaupt […] ist  […] primär ein emotionales  Verhalten» (M. Scheler, Formalismus, GW II, 206).

«Max Scheler war – vom Ausmaß und der Art seiner Produktivität ganz abgesehen – die stärkste philosophische Kraft im heutigen Deutschland, nein, im heutigen Europa und sogar in der gegenwärtigen Philosophie überhaupt» (M. Heidegger, Gesamtausgabe, Bd 26, S. 64).

«Es ist sicher unglaublich. Aber wenn man heute einen für Philosophie interessierten jungen oder selbst einen älteren Menschen fragt – er weiß kaum, wer Scheler war. Dunkel mag ihm vorschweben, daß er ein katholischer Denker war, der eine einflußreiche “materiale Wertethik” geschrieben hat, und daß er irgendwie zu der phänomenologischen Bewegung gehört, die durch Husserl begründet worden war und die right or wrong durch Heidegger fortgesetzt wurde. Aber eine Präsenz im gegenwärtigen philosophischen Bewußtsein, die mit der von Husserls oder Heidegger vergleichbar wäre, besitzt Scheler nicht. Wie kommt das? Wer war er?» (H. G. Gadamer, Philosophische Lehrjahre, Frankfurt am Main 1995, S. 69).

«Schelers Art, zu denken, [1905 als er noch in Jena als Dozent für Philosophie wirkte] machte auf mich einen genialischen Eindruck. Und bis heute verfolge ich seinen Erkenntnisweg mit dem tiefsten Interesse. Innige Befriedigung gewährte es mir immer, wenn ich – leider ganz selten – dem Manne, der mir damals so sympathisch geworden war, wieder begegnen konnte» (Rudolf Steiner, Mein Lebensgang, GA 28, Dornach 2000, S. 442).

«Er irrte sich oft, aber seine Irrtümer selbst waren fruchtbar, und wenn er seinen Irrtum entdeckte, zögerte er nie, es einzugestehen und es zu verkünden. Er hat vielerlei Einflüsse erfahren […]. Er war aber nie “Schüler” von irgend jemand» (Alexandre-André Koyré, Max Scheler, “Revue d’Allemagne”, X 1928, S. 97).